Freitag, 19. Juli 2013

Rückblick


Seit gestern sind nun die letzten Teilnehmer in Deutschland angekommen. Einerseits endlich, anderseits aber auch leider. Die letzten Tage ohne Sport bzw. ohne selbst Sport zu treiben (die TT-Spieler hatten nicht bis zum Ende Wettkampf) haben sich hingezogen. Die letzten paar Tage hatten nicht viel zu bieten, außer sich und die anderen zu feiern oder einfach feiern zu gehen oder sich schon mal für die Heimreise vorzubereiten. Die meisten Sportler waren leider bereits abgereist. Wir Verbliebenen hatten noch ein wenig von der Abschlusszeremonie mitbekommen, leider zu wenig, denn wir mussten vor Ende der Abschlussfeier zum Flughafen aufbrechen. Vor der Abschlusszeremonie sah man bei den Deutschen ein paar besorgte Gesichter, die sich Gedanken über das regnerische Wetter machten. Seit Tagen hatte es nicht geregnet. Die nette Dame von der Organisation konnte uns aber schnell beruhigen. Sie sagte ohne eine Regung im Gesicht, als ob sie das Normalste der Welt zu berichten hätte: "Machen Sie sich keine Sorgen. Über dem Stadion regnet es nicht." Okaaayyy...
Was kann man nun zusammenfassend über diese Universiade in Kazan sagen, vor allem im Hinblick auf meine bisherige Teilnahme bei der Universiade in China vor zwei Jahren?
Ich kann sagen, dass es wieder eine sehr schöne Veranstaltung war, gut organisiert, auch wenn einige Deutsche dennoch manchmal etwas zu meckern hatten, und vor allen Dingen nicht so steif und nicht so größenwahnsinnig wie in China. Es gab dieses Mal "nur" 20 000 Volunteers, ein paar Tausend weniger als in Shenzhen, man hatte ab und an eine eigene Fahrspur auf der Straße, doch stand man auch mal im Stau. Wie uns gesagt wurde, wurden die Bürger der Stadt Kazan, was ihr Fahrverhalten anbelangt, lange im Voraus wortwörtlich "umerzogen", damit sie nicht auf den gekennzeichneten Fahrspuren fahren. Hohe Geldstrafen wurden verübt. Die ganze Stadt bereitete sich mehrere Jahre auf das Event vor, Straßen wurden erneuert und neu gebaut, Häuser wurden gestrichen, alles wurde herausgeputzt und die meisten Spielstätten wurden extra für die Universiade errichtet. Armut sah man nicht oder sie blieb verborgen. Die Menschen, auch diejenigen, die nichts mit der Universiade an sich zu zun hatten, waren sehr nett und offen. Die Helfer waren dies ebenso, auf eine entspannte und zuvorkommende Art. Auch die Chinesen waren vor zwei Jahren sehr nett, doch bei vielen wirkte es ziemlich eintrainiert und fast schon perfekt. Es könnte aber auch an der Kultur und dem unterschiedlichen Wesen der Menschen beider Länder liegen, die Russen sind eben emotionaler. Das Essen, über das ich am Anfang kurz berichtet habe, war, wie in China, wieder einmal sensationell. Fast rund um die Uhr gab es Essen verschiedener Richtungen, wie etwa asiatisches, lokales, europäisches, die Salatbar, Nachtisch und Kuchen, einen Stand für Pizza, einen für Pasta und wieder einen kostenlosen McDonald´s. Zahlreiche Arten von Fisch, Lammfleisch, tolle russische Spezialitäten wie Teigtaschen und Sushi gehörten u.a. zum Standardprogramm. 
Nichtsdestotrotz muss ich sagen, dass die Universiade in China bei mir einen krasseren Eindruck hinterlassen hat. Der Größenwahn, der fast schon lächerliche Perfektionismus, der manchmal anstrengend sein konnte, und die ganze Athmosphäre, die während meiner ersten Teilnahme herrschte, ließ uns Teil einer skurrilen, aber dennoch im positiven Sinne staunenswerten Märchenwelt sein. Dieses Mal waren wir gewappnet, mit Erfahrung und noch sehr präsenten Erinnerungen aus China ausgestattet. 
Wenn ich von dieser Universiade berichten müsste, was mich am meisten beeindruckt hat, dann auf jeden Fall die Eröffnungsfeier. Das war einfach eine unglaubliche Sensation voller Einfallsreichtum, Kreativität und Perfektionismus. 
"Etwas" nüchterner sieht die sportliche Bilanz der deutschen TT-Spieler aus. Dominiert haben wie eigentlich immer die Asiaten. Meine beiden Gruppengegnerinnen hatten zwar keine Medaille im Einzel geholt, dafür aber eine goldene in der Mannschaft und eine silberne im Mixed bzw. eine bronzene im Teamwettbewerb. Dass diese beiden keine "wirklichen" Studenten sind, davon gehe ich aus. Vor zwei Jahren habe ich es vorsichtiger formuliert, aber wieso jetzt eigentlich etwas schönreden, wenn die Spieler das selber sogar zugeben...? Selbst den einheimischen Zuschauern war klar, dass ihre eigenen Leute keine Studenten sind (sondern "nur" gute Sportler) und sie sahen es, obwohl es ihre Landsleute sind, als einen Wettbewerbsvorteil oder etwas Unfaires. Ich fand es sehr bemerkenswert, denn ich dachte, dass die Russen, so patriotisch wie sie eigentlich sind, darüberhinwegsehen werden, es nicht wissen oder darüber schweigen werden. Respekt für so viel Ehrlichkeit! Auf der anderen Seite kann man sich persönlich fragen, inwiefern solch eine bedeutsame (also in anderen Ländern bedeutsam; für die, die sich dafür in Deutschland vorbereiten ist es wichtig, ansonsten wird die Universiade in Deutschland leider kaum beachtet, ja, nichtmals gekannt) Veranstaltung an sportlichem Niveau einbüßen würde. Dies wäre sicherlich nicht zum Vorteil. Ferner stellt sich die Frage nach der Praktikabilität einer Überprüfung: Ab wann ist man Student, wie soll der Nachweis erfolgen usw.? Der Medaillenspiegel spricht Bände. Unglaubliche 292 Medaillen für Russland. Im Vergleich: 77 für China, 40 für die USA und jeweils 16 für Kanada und Australien. 
Ich bin einfach nur unendlich froh, bei solch einem Riesenevent dabei sein zu dürfen. Hierfür möchte ich mich ausdrücklich bei der Universität Bielefeld bedanken, vor allen Dingen beim Hochschulsport und dem Rektorat, ferner bei der Westfälisch-Lippischen Universitätsgesellschaft und dem Manager meines neuen Vereins Bad Driburg. Vielen Dank für die Unterstützung!
Im Weiteren ein paar Bilder von der Abschlussfeier. In Kürze stelle ich ein paar Videos rein. Viel Spaß!




































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