Montag, 8. Juli 2013

Eröffnungsfeier + Mannschaftswettkampf

Am Samstag Abend sowie in der Nacht von Samstag auf Sonntag fand die grandiose Eröffungsfeier statt. Das wirklich Schöne daran war u.a. die Art und Weise wie sich das Land Russland präsentiert hat. Auf der einen Seite von ihrer kreativsten und stolzen Seite, auf der anderen Seite aber nie zu aufdringlich oder gar überheblich. Es war wirklich sehr eindrucksvoll. Aber nun mal der Reihe nach. Wir Teilnehmer wurden erstmal zu Tausenden in Bussen auf dem für andere in beiden Richtungen gesperrtem Weg in die neu erbaute Kazan-Arena gebracht. Wir mussten mehrere Studen warten, denn vor dem Einmarsch der Nationen fand schon ein Programmteil statt, sodass wir etwa die Hälfte verpasst hatten. Die Wartezeit wurde aber durch den Austausch mit den anderen Sportlern und nationenübergreifende Tanzeinlagen gut überbrückt. Nach längerem, gespanntem Warten waren wir endlich an der Reihe, allen voran unser TT-Spieler Lennart Wehking, der die Ehre hatte, Fahnenträger zu sein. Vor 45 000 Zuschauern war der Einmarsch in die Arena mit "Rundum-Bühne", welche von Wasser begrenzt wurde, ein echtes Highlight. Nachdem alle Nationen eingelaufen waren, begann der zweite Teil der Eröffnungsfeier. Wie bereits erwähnt, wurden an die Eröffnung hohe Erwartungen gesetzt, die widerum fast schon erwartungsmäß übertroffen wurden. Auf eine äußerst kreative und moderne Art, die dem Traditionellem der russischen Kultur nicht entgegenstand, wurde das Land Russland in mehreren Episoden vorgestellt. Zunächst wurde der Zusschauer auf eine Märchenreise in 3D (!) mitgenommen, in der die Künste und Künstler, Schriftsteller, deren Werke und bekannte russische Monumente vorgestellt wurden. Daraufhin gab es eine Darstellung der wissenschaftlichen und technischen Errungenschaften und deren Erfinder. Wir erhielten einen Einblick in die russische Geschichte ehe es eine tolle Inszenierung darüber gab, was einige junge Menschen, repräsentativ für Russland, der Welt sagen möchten. Die Darbietung, stets in 3D projiziert, war sehr einfallsreich gestaltet, nur konnte man das Gesagte dem russischen Land nicht bis aufs Letzte abkaufen, denn es war die Rede davon, dass jeder so akzeptiert werden sollte wie er ist (Stichwort: Die vor kurzem beschlossenen und auch in Deutschland diskutierten Gesetze in Russland) und dass wir die Welt erhalten und nicht verschmutzen dürfen. Dabei ist Russland nicht gerade für seine Umweltfreundlichkeit bekannt. Aber das nur am Rande, an der fenomenalen Vorstellung der Russen gibt es überhaupt nichts auszusetzen, eher hinuzufügen, dass es eine tolle Mischung aus traditionellen und modernen Elementen gab. Weiterhin gab es eine besondere Würdigung für den ersten Mann im Weltraum, Jurij Gagarin, und sogar einen Gruß dreier Kosmonauten aus dem All extra für die Teilnehmer der Universiade (siehe Foto). Abgerundet wurde die ganze Darbietung mit vielen märchenhaften Tanz- und imponierenden Gesangseinlagen berühmter Sänger Russlands und u.a. Ballettänzer des Bolschoi-Theaters in Moskau. Getanzt wurde auf der Bühne oder sogar im Wasser. Natürlich war die Eröffnungsfeier und insgesamt die ganze Universiade Chefsache, sodass der Staatschef Putin selbstverständlich nicht fehlen durfte, eine Rede hielt und die Universiade höchstpersönlich eröffnete. Zum Ende durfte dann auch das Hissen der Flagge durch berühmte russische Welt- und Olympisieger nicht fehlen, bevor das Universiade-Feuer mit imposanter Feuerwerksbegleitung entfacht wurde. Gegen zwei Uhr nachts war das Spektakel beendet und wir fuhren ins Universiadedorf. Nach einer halben Stunde dort angekommen ging es nachts um halb drei für viele noch zum Essen, als ob es das Normalste überhaupt wäre mitten in der Nacht Nahrung zu sich zu nehmen und als ob wir den ganzen Tag nichts zu Essen bekommen hätten. Danach, also gestern, haben wir das erste Mal nach unserer Ankunft ausschlafen können. Für mich ging es dann das erste Mal zum Training. In der Halle angekommen wurden wir direkt von einem sehr hilfsbereiten Volunteer begrüßt, der auch schon erfahren hatte, dass eine aus unserem Team russisch spricht, also ich. Obwohl wir etwa 50 Bälle dabei hatten, besorgte er uns, ohne darum gebeten worden zu sein, neue Spielbälle. Auf meine Frage wo denn die Spielhalle sei (wir waren zuvor nur in der Einspielhalle, wo sich alle aufwärmten), fragte er mich sofort, ob wir in der Haupthalle spielen wollten. Das lehnten wir natürlich nicht ab. Vor uns, wurde uns gesagt, hat dort lediglich die russische Mannschaft gespielt. Ohne viel Aufsehen zu erregen konnten wir ihm dann in die Spielhalle folgen. Uns wurde nahe gelegt, dass wir ja am Centre Court spielen könnten, was wir auch taten, die deutschen Spieler als einzige Nation in der großen Haupthalle. Was die Herkunft und die Sprache nicht alles bewirken kann... Nach einigen Konversationen hatten wir ihn als einen der hauptverantwortlichen Volunteers für uns gewonnen und er hatte auch auf jeden Fall bei uns gewonnen. Mittlerweile, nach zwei Tagen, habe ich so mit einigen Volunteers Bekanntschaften geschlossen. Fast schon könnte man es als Running Gag bezeichnen, dass einer der Volunteers mich fragt, ob alles in Ordnung sei, wenn ich ihm über den Weg laufe und das passiert an einem Tag recht häufig. Dass die Volunteers das auch so meinen, merkt man daran, dass wenn man Hilfe benötigt oder wie etwa bei meiner Orientierung man verloren in der Gegend rumsteht, sie uns sehr gut, schnell und kompetent weiterhelfen. Im Übrigen sind alle Volunteers und auch das meiste Wachpostenpersonal an den Eingängen sehr nett, was ich aus meinen früheren Erfahrungen in Russland definitiv nicht bestätigen kann. Das soll nicht heißen, dass die russische Bevölkerung partout unfreundlich ist, aber auf den ersten Blick kann es für uns Westeuropäer schon so wirken. Hier bei der Universiade in Kazan erlebte ich hingegen eine echte Überraschung.
Nun zu dem Wettkampf selbst: Wir Damen-Team hatten heute drei Mannschaftsspiele, gegen Rumänien, Hongkong und Russland. Gegen Rumänien verloren wir 3:0. Sowohl Yvonne Kaiser als auch ich verloren unsere Einzel. Den dritten Punkt gaben Yvonne und Lena Krapf im Doppel ab. Ich habe in meinem ersten Spiel kein gutes Spielgefühl gehabt und spielte dementsprechend auch nicht gut. In der zweiten Partie lief es hingegen schon besser, was aber dennoch nicht reichte, denn wir verloren 3:2 nach einer 2:0 Gesamtführung und ebenfalls einer 2:0 Führung im Doppel. Yvonne und ich gewannen diesmal unsere beiden Einzel bevor der Sieg schon ganz nahe schien. Leider verloren Lena und ich unser Doppel ganz knapp zu 9 im fünften Satz. Daraufhin verloren Lena und Yvonne ihre beiden Einzel. Als letztes für den Tag durften wir gegen Russland spielen, gegen die wir uns keine wirklichen Chancen ausrechneten, denn immerhin starteten sie mit dem Großteil ihrer Erwachsenen-Nationalmannschaft. Yvonne legte gegen Noskova ein gutes Spiel hin, auch ich spielte nicht schlecht gegen die Abwehspielerin Michajlova (meine Namensvetterin ;-)) und verlor alle Sätze knapp (7,9,9) und das, obwohl mir in einem Satz ohne Vorwarnung einfach ein Aufschlag abgezählt wurde. Bei meiner Gegnerin wurde zuvor vorgewarnt und nicht abgezählt. Das nenne ich mal Heimvorteil. Das Doppel von Lena und mir war ebenfalls passabel, wir verloren 3:1 gegen Noskova und Troshneva. Insgesamt ging das Spiel 3:0 gegen uns aus. In unserer Halle hieß es dann "Hockey meets Tischtennis". Unsere Hockeyjungs und ein Leichtathlet kamen vorbei, um uns kräftig anzufeuern und machten richtig Stimmung in der ganzen Halle. Das war echt klasse. Einer der Hockeyspieler kommt sogar aus Gelsenkirchen-Buer. Da nehmen 141 Stundenten aus ganz Deutschland teil und da trifft man doch tatsächlich mehrere tausend Kilometer von Deutschland entfernt einen Sportler nicht nur aus der gleichen Stadt, sondern dem gleichen Stadtteil. Unsere Unterstützer blieben noch eine Weile und feuerten unsere TT-Jungs an, die leider gegen die starken Ägypter um den Weltranglisten-57. Omar Assar mit 3:1 verloren. Lediglich Lennart konnte ein Einzel für sich entscheiden. Das Doppel von Alexander Flemming und Lennart, das Einzel von Alex und das Einzel von Hermann Mühlbach gingen verloren. Morgen geht es weiter gegen Estland. Das sollten wir gewinnen und uns somit in das Achtelfinale im Hauptfeld qualifizieren. Am Mittwoch geht es mit dem Doppel- und Mixedwettbewerb weiter. Im Doppel starten Lena mit Yvonne und Lennart mit Alex und im Mixed Lena mit Alex und Lennart und ich.



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