Freitag, 19. Juli 2013

Rückblick


Seit gestern sind nun die letzten Teilnehmer in Deutschland angekommen. Einerseits endlich, anderseits aber auch leider. Die letzten Tage ohne Sport bzw. ohne selbst Sport zu treiben (die TT-Spieler hatten nicht bis zum Ende Wettkampf) haben sich hingezogen. Die letzten paar Tage hatten nicht viel zu bieten, außer sich und die anderen zu feiern oder einfach feiern zu gehen oder sich schon mal für die Heimreise vorzubereiten. Die meisten Sportler waren leider bereits abgereist. Wir Verbliebenen hatten noch ein wenig von der Abschlusszeremonie mitbekommen, leider zu wenig, denn wir mussten vor Ende der Abschlussfeier zum Flughafen aufbrechen. Vor der Abschlusszeremonie sah man bei den Deutschen ein paar besorgte Gesichter, die sich Gedanken über das regnerische Wetter machten. Seit Tagen hatte es nicht geregnet. Die nette Dame von der Organisation konnte uns aber schnell beruhigen. Sie sagte ohne eine Regung im Gesicht, als ob sie das Normalste der Welt zu berichten hätte: "Machen Sie sich keine Sorgen. Über dem Stadion regnet es nicht." Okaaayyy...
Was kann man nun zusammenfassend über diese Universiade in Kazan sagen, vor allem im Hinblick auf meine bisherige Teilnahme bei der Universiade in China vor zwei Jahren?
Ich kann sagen, dass es wieder eine sehr schöne Veranstaltung war, gut organisiert, auch wenn einige Deutsche dennoch manchmal etwas zu meckern hatten, und vor allen Dingen nicht so steif und nicht so größenwahnsinnig wie in China. Es gab dieses Mal "nur" 20 000 Volunteers, ein paar Tausend weniger als in Shenzhen, man hatte ab und an eine eigene Fahrspur auf der Straße, doch stand man auch mal im Stau. Wie uns gesagt wurde, wurden die Bürger der Stadt Kazan, was ihr Fahrverhalten anbelangt, lange im Voraus wortwörtlich "umerzogen", damit sie nicht auf den gekennzeichneten Fahrspuren fahren. Hohe Geldstrafen wurden verübt. Die ganze Stadt bereitete sich mehrere Jahre auf das Event vor, Straßen wurden erneuert und neu gebaut, Häuser wurden gestrichen, alles wurde herausgeputzt und die meisten Spielstätten wurden extra für die Universiade errichtet. Armut sah man nicht oder sie blieb verborgen. Die Menschen, auch diejenigen, die nichts mit der Universiade an sich zu zun hatten, waren sehr nett und offen. Die Helfer waren dies ebenso, auf eine entspannte und zuvorkommende Art. Auch die Chinesen waren vor zwei Jahren sehr nett, doch bei vielen wirkte es ziemlich eintrainiert und fast schon perfekt. Es könnte aber auch an der Kultur und dem unterschiedlichen Wesen der Menschen beider Länder liegen, die Russen sind eben emotionaler. Das Essen, über das ich am Anfang kurz berichtet habe, war, wie in China, wieder einmal sensationell. Fast rund um die Uhr gab es Essen verschiedener Richtungen, wie etwa asiatisches, lokales, europäisches, die Salatbar, Nachtisch und Kuchen, einen Stand für Pizza, einen für Pasta und wieder einen kostenlosen McDonald´s. Zahlreiche Arten von Fisch, Lammfleisch, tolle russische Spezialitäten wie Teigtaschen und Sushi gehörten u.a. zum Standardprogramm. 
Nichtsdestotrotz muss ich sagen, dass die Universiade in China bei mir einen krasseren Eindruck hinterlassen hat. Der Größenwahn, der fast schon lächerliche Perfektionismus, der manchmal anstrengend sein konnte, und die ganze Athmosphäre, die während meiner ersten Teilnahme herrschte, ließ uns Teil einer skurrilen, aber dennoch im positiven Sinne staunenswerten Märchenwelt sein. Dieses Mal waren wir gewappnet, mit Erfahrung und noch sehr präsenten Erinnerungen aus China ausgestattet. 
Wenn ich von dieser Universiade berichten müsste, was mich am meisten beeindruckt hat, dann auf jeden Fall die Eröffnungsfeier. Das war einfach eine unglaubliche Sensation voller Einfallsreichtum, Kreativität und Perfektionismus. 
"Etwas" nüchterner sieht die sportliche Bilanz der deutschen TT-Spieler aus. Dominiert haben wie eigentlich immer die Asiaten. Meine beiden Gruppengegnerinnen hatten zwar keine Medaille im Einzel geholt, dafür aber eine goldene in der Mannschaft und eine silberne im Mixed bzw. eine bronzene im Teamwettbewerb. Dass diese beiden keine "wirklichen" Studenten sind, davon gehe ich aus. Vor zwei Jahren habe ich es vorsichtiger formuliert, aber wieso jetzt eigentlich etwas schönreden, wenn die Spieler das selber sogar zugeben...? Selbst den einheimischen Zuschauern war klar, dass ihre eigenen Leute keine Studenten sind (sondern "nur" gute Sportler) und sie sahen es, obwohl es ihre Landsleute sind, als einen Wettbewerbsvorteil oder etwas Unfaires. Ich fand es sehr bemerkenswert, denn ich dachte, dass die Russen, so patriotisch wie sie eigentlich sind, darüberhinwegsehen werden, es nicht wissen oder darüber schweigen werden. Respekt für so viel Ehrlichkeit! Auf der anderen Seite kann man sich persönlich fragen, inwiefern solch eine bedeutsame (also in anderen Ländern bedeutsam; für die, die sich dafür in Deutschland vorbereiten ist es wichtig, ansonsten wird die Universiade in Deutschland leider kaum beachtet, ja, nichtmals gekannt) Veranstaltung an sportlichem Niveau einbüßen würde. Dies wäre sicherlich nicht zum Vorteil. Ferner stellt sich die Frage nach der Praktikabilität einer Überprüfung: Ab wann ist man Student, wie soll der Nachweis erfolgen usw.? Der Medaillenspiegel spricht Bände. Unglaubliche 292 Medaillen für Russland. Im Vergleich: 77 für China, 40 für die USA und jeweils 16 für Kanada und Australien. 
Ich bin einfach nur unendlich froh, bei solch einem Riesenevent dabei sein zu dürfen. Hierfür möchte ich mich ausdrücklich bei der Universität Bielefeld bedanken, vor allen Dingen beim Hochschulsport und dem Rektorat, ferner bei der Westfälisch-Lippischen Universitätsgesellschaft und dem Manager meines neuen Vereins Bad Driburg. Vielen Dank für die Unterstützung!
Im Weiteren ein paar Bilder von der Abschlussfeier. In Kürze stelle ich ein paar Videos rein. Viel Spaß!




































Dienstag, 16. Juli 2013

Das Sportprogramm geht in seine letzten Runden

Seit einigen Tagen schon ist unser Wettkampf beendet und es standen viele andere spannende Aktivitäten auf dem Programm. Ich habe mir mit den anderen Sportlern reichlich anderes Sportprogramm angeschaut, unsere Athleten dabei angefeuert und mitreißende Wettkämpfe und eine großartige Atmosphäre geboten bekommen. 
Am Samstag schaute ich mir das Hockeyspiel Deutschland gegen Frankreich an, das unsere Spieler mit 4:2 verloren und somit kämpften sie weiter um den dritten Platz. Weiter ging es noch am selben Tag in die Schwimmhalle und zum nebenan gelegenen Beachvolleyballplatz, wo es bei den Herren um die Goldmedaille ging. Unter lautstarkem Anfeuern zahlreicher Deutscher hat es in einem schön anzusehenden Finale leider nicht für Gold gereicht. 
Am nächsten Tag stand kein Sportprogramm auf dem Plan, dafür aber der Kazaner Kreml, der zum Weltkulturerbe zählt. Innerhalb des Kremls befinden sich die Kul-Scharif-Moschee und die Mariä-Verkündigungs-Kathedrale, die zusammen ein Symbol für das friedliche Zusammenleben der muslimischen und orthodoxen Bevölkerung von Tatarstan darstellen. Gestern ging es zum zweiten Mal in das Hockeystadion für das Spiel um Platz drei gegen Malaysia. Zum Ende der mitreißenden 2x35 Miuten und vielen Höhen und Tiefen bereiteten sich sowohl die Spieler als auch wir deutschen Zuschauer uns psychisch auf das Penalty-Schießen vor. Die Anzeige zeigte noch wenige Sekunden, als der lange Pass aus der Feldmitte seinen Weg nach vorne fand und in der viertletzten Sekunde ein sensationelles Tor erzielt werden konnte. Endstand 4:3 für Deutschland und der Hockeywahnsinn auf dem Spielfeld ging zu Ende ehe dieser im und außerhalb des Universiadedorfes so richig beginnen konnte. 
Für die deutschen Basketballer sah es heute dagegen nicht so rosig aus. Nachdem wir vor einigen Tagen bereits bei einer Demontage gegen Russland dabei sein konnten, haben wir (TT-Mädels, unser Diszipinchef Oliver Jetter und drei Hockey-Jungs) uns die Ehre gegeben und schauten bei dem Spiel um Platz 11 gegen die Basketballnation Mexiko vorbei. Auch das Spiel konnten die Deutschen nicht für sich entscheiden. Es ist schon eine bemerkenswerte Leistung bei einem Korbwurf nichtmals das Brett zu treffen, obwohl der Gegner in sicherem Abstand von einem steht.
Weiterhin haben wir das russische Nachtleben ausprobieren können. Für die deutsche Feierkultur war es, man könnte sagen, ein wenig merkwürdig. Obwohl jeder weiß, dass die meisten russischen Frauen sich gerne zurechtmachen, für deutsche Augen auch "übertrieben aufbrezeln" genannt, haben wir so manch neue Erfahrung gemacht und neue Erkenntnisse gewinnen können. Begonnen hat alles mit einer über einstündigen Suche nach einem Taxi. Wir hielten mehere Taxis an, diese wollten uns aus für uns nicht begreiflichen Gründen nicht ins Stadtzentrum fahren, obwohl der Weg nur etwa 15 Minuten dauerte. Einmal nach dem Grund gefragt, sagte einer einfach, dass er das nicht wollte. Aus Deutschland kommend, kommt man gar nicht erst auf den Gedanken, dass ein Taxifahrer einfach sagen kann, außer jemand ist z.B. betrunken, dass er keine Lust hat zu fahren. Zwar hatten wir verschiedene russische Taxinummern, konnten aber keine Verbindung aufbauen. Einige Autofahrer witterten schon ihre Chance uns mitzunehmen und mit uns womöglich ein gutes Geschäft zu machen (oder uns vielleicht zu überfallen, man weiß ja nie...), bis ein nettes junges Pärchen anhielt und zehn Minuten lang versuchte uns einen Taxifahrer zu besorgen. Nach insgesamt über einer Stunde hatten wir endlich ein Taxi und ab nun unseren persönlichen Taxifahrer. Er gab mir seine Handynummer und sagte beim Aussteigen, dass er uns wieder abholen könnte und wir ihn auch an anderen Tagen anrufen könnten. Und ja, es war wirklich ein Taxifahrer und keine Privatperson. Nach einem Plausch erzählte mit der junge Taxifahrer von seiner Sichtweise auf das Zusammenleben in Westeuropa (hier: Frankreich), fragte mich verwundert, was man denn im Notfall mache, wenn man Hilfe bräuchte, nachdem ich ihm sagte, dass es bei uns nicht üblich sei per Anhalter zu fahren und sagte mir, dass er jetzt viel Taxi fährt, um sich seine Autoreise ans Meer finanzieren zu können. In der Disco angekommen, musste ich für die anderen eine kleine Instruktion des Türstehers übersetzten, die u.a. beinhaltete, dass die Frauen an der Bartheke nicht begrabscht werden dürfen. Und ich dachte, es nicht einfach so zu machen, wäre normal... Ok, also doch nicht. Einige Sekunden später erfuhren wir am eigenen Leib, dass die Instruktion (zumindest für die russischen Männer) bitternötig ist. Die russischen Frauen waren dann auf ihre Art und Weise ebenfalls ziemlich offensiv. Würden sie in Deutschland so rumlaufen, könnte man sie glatt mit Frauen verwechseln, die abends auf der Straße arbeiten. Man darf sie dennoch nicht dafür verurteilen, das ist hier völlig normal und die russischen Frauen sind ebenso über die deutschen und deren Stil verwundert. Wir konnten uns letztendlich damit und auch mit dem Wasser, das eimerweise von den Bardamen über uns gekippt wurde, arrangieren. So, das russische Nachtleben angetestet und erfolgreich überstanden, am Ende hatten wir sogar unseren Spaß, heute Abend gibt es eine Fortsetzung. Ruslan, unserer Taxifahrer, wird sich über unseren Anruf bestimmt freuen.









Samstag, 13. Juli 2013

Einzelwettkampf + große Freundlichkeit gegenüber Deutschen

Heute ging der Tischtenniswettkampf auch für die letzten deutschen Teilnehmer zu Ende. Lena gab ihr Match gegen eine Tschechin mit 4:0 ab ebenso wie Lennart gegen einen Japaner. Yvonne konnte gegen ihre chinesische Gegnerin wenigstens einen Satz gewinnen. Auch heute, wie an allen anderen Tagen, wurden wir von so manchem Volunteer angefeuert. Und das nicht, weil sie jemanden anfeuern sollten. Es gibt nämlich Studenten, die das Fach Sport als Pflichtveranstaltung haben und auf eine gewisse Stundenzahl kommen müssen. Um diese zu erreichen, müssen sie als "Anfeuerer" für Stimmung sorgen. Mehrere Personen stehen vor der Gruppe und geben den Takt und die Zeichen für das Klatschen vor. Nicht so bei "unseren" Fans. Von den Volunteers haben wir neben organisatorischer Hilfe außerdem Geschenke erhalten, immer wieder wurden wir danach gefragt, ob wir mit ihnen Fotos machen könnten. Ebenso waren die Zuschauer nicht selten auf unserer Seite und auch von ihnen wurden wir beschenkt. Die Jungs haben sogar eine komplette Volunteer-Ausstattung u.a. mit Shirt und Sonnenbrille erhalten. Ein Helfer und Fan hatte obendrein ständig ein T-Shirt mit Alex´ Namen getragen und alle Deutschen fleißig angefeuert. Von der Begeisterung für die Deutschen waren wir sehr überrascht und angetan.
Da in den letzten Tagen wenig gespielt wurde, haben wir mehrmals im gegenüberliegenden Leichtathletikstadion vorbeigeschaut und mit den Deutschen mitgefiebert. Unser 5000 Meter Läufer hat es dabei mit einer Bronzemedaille aufs Treppchen geschafft. Des Weiteren haben wir den Universiadepark, der direkt am Kreml liegt, besucht, wo während der Universiade jeden Tag der Cirque du Soleil seinen Auftritt hat. Wir als Teilnehmer können ihn kostenlos besuchen. 
Gestern schauten wir uns das Basketballspiel Deutschland gegen Russland an. Die Deutschen spielten nicht gerade ihren besten Basketball und verloren sehr hoch. Das einzig Attraktive an dem Spiel waren die Cheerleader (Zitat von einem unserer Teilnehmer). 
Von einer Spielstätte zur anderen können wir uns mit speziellen Universiadeautos fortbewegen, die aber vorher bestellt werden müssen und die wir nicht immer nutzen können, oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bussen oder der Metro sowie vom und zum Universiadedorf mit den Universiadebussen. Alles haben wir schon ausprobiert und alles hat seine Vor- und Nachteile. Da wir nicht immer diese speziellen Autos benutzen können, helfen meine Russischkenntnisse und ein wenig Überredungskunst ganz gut, um doch chauffiert zu werden. Bei öffentlichen Bussen kann man das Pech haben, dass sie rappelvoll sind, besonders bei großen Ereignissen, aber auch das kann im Gedrängel sehr amüsant sein. Außerdem kommt man mit den Einheimischen immer ins Gespräch oder auch in Berührung, wie Lena am eigenen Leib erfahren durfte, zwar nicht zu ihrem Vergnügen, dafür aber zu unserem. Nachdem wir alle Möglichkeiten der Fortbewegung ausgeschöpft hatten und nach langem Marsch ohne wirkliche Ortskenntnisse kaum unserem Ziel näher gekommen waren, hielten wir einfach ein Auto an und fuhren kostenlos per Anhalter weiter. 
Heute haben wir, nachdem die Hockey-Jungs uns eine großartige Stimmung in der TT-Halle beschert haben, den Hockeyplatz zum Spiel Deutschland gegen Frankreich aufgesucht. Nach einem spannenden Spiel mussten die Deutschen den Franzosen zum 4:2 gratulieren. Ich hoffe, dass wir heute Abend den Beachvolleyballern mehr Glück bringen werden.
Ferner lud die deutsche Botschaft ins Marriott Hotel über den Dächern Kazans ein. Der Einladung folgend konnten sich die Sportler, darunter Lennart, Hermann und ich, untereinander sowie mit Offiziellen der FISU (International University Sports Federation), dem Ständigen Vertreter des Botschafters der Bundesrepublik Deutschland, den Repräsentanten des Sponsors dieses Abends Mercedes Benz und anderen geladenen Gästen austauschen. 
Im Folgenden noch ein paar Bilder von den Sportstätten, unserem Zimmer, dem langen Marsch durch die Gegend und den drei zufriedenen Siegern, die nach unserem Duell ("Wer kommt wie zuerst zum Ziel", siehe oben) als Erste ankamen.














Freitag, 12. Juli 2013

Eine nicht ganz perfekte Auslosung

Eine nicht ganz perfekte Auslosung. Die Überschrift kann man in mancherlei Weise verstehen. Am Mittwoch hatten die TT-Männer mit China den wohl stärksten Gegner zu bezwingen. Am Ende gab es zwar eine Niederlage, die Männer konnten den Chinesen aber immerhin ein Spiel abnehmen. Alex und Lennart konnten ihr Doppel sensationellerweise gegen Shan Kun und Fang Bo, der in der Weltrangliste auf Position 37 zu finden ist und vor kurzem noch gegen Timo Boll gewann, in einen Punktgewinn verwandeln. Letztendlich endete das Mannschaftsspiel mit 3:1 für China und am Ende hieß es das Aus im Viertelfinale.
Gestern waren die ersten Mixedbegegnungen von uns auch leider die einzigen. Lena und Alex mussten sich zwei Russen geschlagen geben, wohingegen es für Lennart und mich gegen zwei stark spielende Chinesen nicht zum Sieg reichte, nachdem wir den ersten Satz für uns entscheiden konnten. Die darauffolgendene Doppelpartie konnten Yvonne und Lena gegen zwei Russinnen nicht gewinnen. Im Einzel hatte ich, wie bereits geschrieben, eine sehr starke Gruppe erwischt, in denen gleich zwei sehr gute Asiatinnen vertreten waren. Gegen die Japanerin Niwa waren alle Sätze knapp (9,12,8). Im letzten Satz wurde mir wieder mal ein Aufschlag abgezählt, in diesem Turnier schon zum zweiten Mal. An allem (und an mehreren Aufschlägen) haben die Schiedsrichter etwas auszusetzten, mal ist er nicht genug, mal nicht gerade geworfen, mal hinterm Körper... Vielleicht sollte ich wie die Profis wirklich damit anfangen "falsche" Aufschläge zu tranieren, dann wären die Einwände und das Abzählen wenigstens berechtigt. Mein zweites Spiel gab ich nach erstem gewonnen Satz gegen die Chinesin mit 3:1 ab. Sie hatte zuvor gegen die Japanerin gewonnen. Ich spielte gegen die beiden Asiatinnen echt nicht schlecht und im Mannschaftswettbewerb habe ich gegen eine Hong Kong-Chinesin, die die Position 152 in der Weltrangliste belegt, gewonnen.
Die Gruppenphase verlief für Alex und für Hermann nicht zufriedenstellend. Beide haben die Gruppe als Gruppendritte (von vier) nicht überstanden. Yvonne, Lena und Lennart konnten sich für das Hauptfeld als jeweils Gruppenzweite qualifizieren. Als Zweiter kommt man gegen einen Gruppenersten oder einen im Hauptfeld Gesetzten. Die einzelnen Ergebnisse findet man auf der offiziellen Universiadeseite.
Eine nicht ganz perfekte Auslosung haben auch die Russen erwischt. Wie konnte das passieren? Nachdem wir uns alle schon nicht mehr gewundert haben, wieso die russische Herrenmannschaft als Fünftgesetzte mit Frankreich auf den leichtesten Gegner im Viertelfinale traf und die russischen Damen in der Gruppenphase gegen den dankbarsten Gegner Rumänien spielen durften, sind wir selber zur Auslosung gegangen, wo ich die Damenauslosung gleich selbst in die Hand genommen habe. Der Oberschiedsrichter war ein Spanier, die Karten mit den Nummern der Positionen wurden von einem Russen unter dem Tisch (!) gemischt und von einer Russin gezogen. Überwacht wurde das von einem polnischen Offiziellen und weiteren russischen Offiziellen, die eindeutig in der Überzahl waren. Während der Kartenziehung sprachen die beiden Russen ab und zu leise miteinander und wie der Zufall es so wollte, bekamen die russischen Spieler eine wirklich tolle Zulosung. Dabei gingen sie äußerst routiniert vor. Anscheinend waren die beiden ein eingespieltes Team, die schon öfters als Kartenmischer und Glücksfee einen beachtlichen Auftritt hinlegten. Nicht alles verlief nach Plan, eine gewisse Nervosität und Unruhe machte sich breit, als eine gute Spielerin, die zuvor an eine andere Position gelost wurde, nach Regelwerk wieder an eine andere Stelle, zu einer Russin, gesetzt werden musste. Man hörte auf Russisch nur ein leises "Wie konnte das passieren?". Als es darum ging eine starke Japanerin auf gewisse mögliche Positionen zu setzten, versuchten die russischen Offiziellen alle gleichzeitig auf den spanischen Oberschiedsrichter einzureden und versuchten ihn davon zu überzeugen, dass es jetzt (da es nun um die Gruppenzweiten ging) nicht nötig sei, nach Nationen zu unterscheiden, man könne sie jetzt ja auf jede beliebige Position losen. Hintergrund dessen war vermutlich die hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Japanerin auf eine der Russinnen trifft. Unbeirrt dessen ging der Spanier aber wie anfänglich vor. Spätestens jetzt wurde mir das zuviel, ich sagte, dass ich auch gerne die Karten ziehen würde. Daraufhin haben die Russen vorgeschlagen, dass ich mischen kann und sie ziehen. Die Karten an sich bestanden wie aus einer Art Recyclingpapier, d.h. sie waren nicht komplett identisch. Ob man daraus aber eine Schlussfolgerung auf die Zahlen machen kann, weiß ich nicht. Der spanische Oberschiedsrichter ließ mich ziehen und den Kartenmischer seine Karten mischen, sichtlich zum Missfallen der russischen Offiziellen. Allem Anschein nach war ich für einige Sportler keine gute Glücksfee, sodass die beste Russin morgen in der ersten Runde direkt auf eine Koreanerin trifft. Auch die Russen hatte also keine ganz perfekte Auslosung. Die deutschen Damen und die zwei Lucky loser wollte ich übrigens nicht ziehen. Später traf ich auf einige Volunteers, denen ich gesagt habe, dass die Auslosung für die Russen zunächst ziemlich vorteilhaft verlief, ich danach gezogen habe und nicht als Lucky loser gezogen wurde. Daraufhin sagte einer der Volunteers: "Hättest du mal die Russen für dich ziehen lasse sollen..." ;-)

Donnerstag, 11. Juli 2013

Neue Fotos von der Universiade

Gegen Shang Kun und Fang Bo gewonnen


Das Universiadedorf bei Dämmerung


Das Leichtathletikstadion mit dem Kazaner Kreml im Hintergrund

Getränke - natürlich kostenlos ;-)





Lena und die Hockeyspieler

Morgen folgt ein ausführlicher Bericht. Wer die TT-Ergebnisse nachschauen möchte, hier der Link: http://kazan2013.ru/en/st_events/schedule#/hide/en/-240/Comp/DetailedScheduleByDate?sportCode=TT&day=07%2F12%2F2013%2000%3A00%3A00&expandAll=False

Dienstag, 9. Juli 2013

Zweiter Tag des Mannschaftswettbewerbs

Am heutigen Tag ging es weiter mit dem Mannschaftswettbewerb. Nachdem wir ja gestern drei Spiele verloren hatten, endete das letzte Gruppenspiel gegen Estland mit 3:0 für uns. Dazu beigetragen haben die Einzel von Yvonne und mir sowie das Doppel von Lena und mir. Am Abend spielten wir gegen Japan, die Gruppensieger in einer anderen Gruppe geworden sind. Wir verkauften uns ordentlich, verloren aber mit 3:0. Die Einzel von Yvonne und Lena und das Doppel von Lena und mir gingen verloren. Dass aber nicht viel mehr drin sein würde, war uns vorher schon bewusst, immerhin trumpften die Japaner mir einer sehr guten Mannschaft um die Spielerin Ishigaki auf, die momentan die Nummer 100 der Welt ist, wobei sie bereits Platz 24 in der Weltrangliste belegt hatte. Die TT-Jungs wurden nach einem 3:0 Sieg über Chile in ihrer Dreier-Gruppe erster, obwohl sie gegen Ägypten gestern verloren hatten. Der Grund dafür war, dass das Spiel Ägypten gegen Chile mit 3:0 gegen Ägypten gewertet wurde, da sie nur mit zwei Spielern angetreten waren, weil der dritte Mann aufgrund einer Verspätung seines Fluges nicht rechtzeitg am Tisch erscheinen konnte. Somit hatten sie als Gruppenerster eine gute Ausgangsposition, die Hermann, Alex und Lennart gegen Hongkong auch zu nutzen wussten. Am Ende sprang ein ungefährdeter 3:0 Sieg heraus. Morgen steht ihnen im Viertelfinale aber ein harter Brocken gegen China bevor. Wenig Losglück habe ich sowohl im Mixed mit Lannart als auch im Einzel in der Gruppe. Morgen früh treffen wir auf zwei Spieler aus China. In der Gruppe erwarten mich eine Chinesin und eine Japanerin. Leider haben einige sehr gute Spieler, wie z.B. aus China, keine Ranglistenposition, sodass es manchmal vom Zufall und Glück abhängt, wen man in seiner Gruppe hat. Ich werde dennoch mein Bestes geben.






Montag, 8. Juli 2013

Eröffnungsfeier + Mannschaftswettkampf

Am Samstag Abend sowie in der Nacht von Samstag auf Sonntag fand die grandiose Eröffungsfeier statt. Das wirklich Schöne daran war u.a. die Art und Weise wie sich das Land Russland präsentiert hat. Auf der einen Seite von ihrer kreativsten und stolzen Seite, auf der anderen Seite aber nie zu aufdringlich oder gar überheblich. Es war wirklich sehr eindrucksvoll. Aber nun mal der Reihe nach. Wir Teilnehmer wurden erstmal zu Tausenden in Bussen auf dem für andere in beiden Richtungen gesperrtem Weg in die neu erbaute Kazan-Arena gebracht. Wir mussten mehrere Studen warten, denn vor dem Einmarsch der Nationen fand schon ein Programmteil statt, sodass wir etwa die Hälfte verpasst hatten. Die Wartezeit wurde aber durch den Austausch mit den anderen Sportlern und nationenübergreifende Tanzeinlagen gut überbrückt. Nach längerem, gespanntem Warten waren wir endlich an der Reihe, allen voran unser TT-Spieler Lennart Wehking, der die Ehre hatte, Fahnenträger zu sein. Vor 45 000 Zuschauern war der Einmarsch in die Arena mit "Rundum-Bühne", welche von Wasser begrenzt wurde, ein echtes Highlight. Nachdem alle Nationen eingelaufen waren, begann der zweite Teil der Eröffnungsfeier. Wie bereits erwähnt, wurden an die Eröffnung hohe Erwartungen gesetzt, die widerum fast schon erwartungsmäß übertroffen wurden. Auf eine äußerst kreative und moderne Art, die dem Traditionellem der russischen Kultur nicht entgegenstand, wurde das Land Russland in mehreren Episoden vorgestellt. Zunächst wurde der Zusschauer auf eine Märchenreise in 3D (!) mitgenommen, in der die Künste und Künstler, Schriftsteller, deren Werke und bekannte russische Monumente vorgestellt wurden. Daraufhin gab es eine Darstellung der wissenschaftlichen und technischen Errungenschaften und deren Erfinder. Wir erhielten einen Einblick in die russische Geschichte ehe es eine tolle Inszenierung darüber gab, was einige junge Menschen, repräsentativ für Russland, der Welt sagen möchten. Die Darbietung, stets in 3D projiziert, war sehr einfallsreich gestaltet, nur konnte man das Gesagte dem russischen Land nicht bis aufs Letzte abkaufen, denn es war die Rede davon, dass jeder so akzeptiert werden sollte wie er ist (Stichwort: Die vor kurzem beschlossenen und auch in Deutschland diskutierten Gesetze in Russland) und dass wir die Welt erhalten und nicht verschmutzen dürfen. Dabei ist Russland nicht gerade für seine Umweltfreundlichkeit bekannt. Aber das nur am Rande, an der fenomenalen Vorstellung der Russen gibt es überhaupt nichts auszusetzen, eher hinuzufügen, dass es eine tolle Mischung aus traditionellen und modernen Elementen gab. Weiterhin gab es eine besondere Würdigung für den ersten Mann im Weltraum, Jurij Gagarin, und sogar einen Gruß dreier Kosmonauten aus dem All extra für die Teilnehmer der Universiade (siehe Foto). Abgerundet wurde die ganze Darbietung mit vielen märchenhaften Tanz- und imponierenden Gesangseinlagen berühmter Sänger Russlands und u.a. Ballettänzer des Bolschoi-Theaters in Moskau. Getanzt wurde auf der Bühne oder sogar im Wasser. Natürlich war die Eröffnungsfeier und insgesamt die ganze Universiade Chefsache, sodass der Staatschef Putin selbstverständlich nicht fehlen durfte, eine Rede hielt und die Universiade höchstpersönlich eröffnete. Zum Ende durfte dann auch das Hissen der Flagge durch berühmte russische Welt- und Olympisieger nicht fehlen, bevor das Universiade-Feuer mit imposanter Feuerwerksbegleitung entfacht wurde. Gegen zwei Uhr nachts war das Spektakel beendet und wir fuhren ins Universiadedorf. Nach einer halben Stunde dort angekommen ging es nachts um halb drei für viele noch zum Essen, als ob es das Normalste überhaupt wäre mitten in der Nacht Nahrung zu sich zu nehmen und als ob wir den ganzen Tag nichts zu Essen bekommen hätten. Danach, also gestern, haben wir das erste Mal nach unserer Ankunft ausschlafen können. Für mich ging es dann das erste Mal zum Training. In der Halle angekommen wurden wir direkt von einem sehr hilfsbereiten Volunteer begrüßt, der auch schon erfahren hatte, dass eine aus unserem Team russisch spricht, also ich. Obwohl wir etwa 50 Bälle dabei hatten, besorgte er uns, ohne darum gebeten worden zu sein, neue Spielbälle. Auf meine Frage wo denn die Spielhalle sei (wir waren zuvor nur in der Einspielhalle, wo sich alle aufwärmten), fragte er mich sofort, ob wir in der Haupthalle spielen wollten. Das lehnten wir natürlich nicht ab. Vor uns, wurde uns gesagt, hat dort lediglich die russische Mannschaft gespielt. Ohne viel Aufsehen zu erregen konnten wir ihm dann in die Spielhalle folgen. Uns wurde nahe gelegt, dass wir ja am Centre Court spielen könnten, was wir auch taten, die deutschen Spieler als einzige Nation in der großen Haupthalle. Was die Herkunft und die Sprache nicht alles bewirken kann... Nach einigen Konversationen hatten wir ihn als einen der hauptverantwortlichen Volunteers für uns gewonnen und er hatte auch auf jeden Fall bei uns gewonnen. Mittlerweile, nach zwei Tagen, habe ich so mit einigen Volunteers Bekanntschaften geschlossen. Fast schon könnte man es als Running Gag bezeichnen, dass einer der Volunteers mich fragt, ob alles in Ordnung sei, wenn ich ihm über den Weg laufe und das passiert an einem Tag recht häufig. Dass die Volunteers das auch so meinen, merkt man daran, dass wenn man Hilfe benötigt oder wie etwa bei meiner Orientierung man verloren in der Gegend rumsteht, sie uns sehr gut, schnell und kompetent weiterhelfen. Im Übrigen sind alle Volunteers und auch das meiste Wachpostenpersonal an den Eingängen sehr nett, was ich aus meinen früheren Erfahrungen in Russland definitiv nicht bestätigen kann. Das soll nicht heißen, dass die russische Bevölkerung partout unfreundlich ist, aber auf den ersten Blick kann es für uns Westeuropäer schon so wirken. Hier bei der Universiade in Kazan erlebte ich hingegen eine echte Überraschung.
Nun zu dem Wettkampf selbst: Wir Damen-Team hatten heute drei Mannschaftsspiele, gegen Rumänien, Hongkong und Russland. Gegen Rumänien verloren wir 3:0. Sowohl Yvonne Kaiser als auch ich verloren unsere Einzel. Den dritten Punkt gaben Yvonne und Lena Krapf im Doppel ab. Ich habe in meinem ersten Spiel kein gutes Spielgefühl gehabt und spielte dementsprechend auch nicht gut. In der zweiten Partie lief es hingegen schon besser, was aber dennoch nicht reichte, denn wir verloren 3:2 nach einer 2:0 Gesamtführung und ebenfalls einer 2:0 Führung im Doppel. Yvonne und ich gewannen diesmal unsere beiden Einzel bevor der Sieg schon ganz nahe schien. Leider verloren Lena und ich unser Doppel ganz knapp zu 9 im fünften Satz. Daraufhin verloren Lena und Yvonne ihre beiden Einzel. Als letztes für den Tag durften wir gegen Russland spielen, gegen die wir uns keine wirklichen Chancen ausrechneten, denn immerhin starteten sie mit dem Großteil ihrer Erwachsenen-Nationalmannschaft. Yvonne legte gegen Noskova ein gutes Spiel hin, auch ich spielte nicht schlecht gegen die Abwehspielerin Michajlova (meine Namensvetterin ;-)) und verlor alle Sätze knapp (7,9,9) und das, obwohl mir in einem Satz ohne Vorwarnung einfach ein Aufschlag abgezählt wurde. Bei meiner Gegnerin wurde zuvor vorgewarnt und nicht abgezählt. Das nenne ich mal Heimvorteil. Das Doppel von Lena und mir war ebenfalls passabel, wir verloren 3:1 gegen Noskova und Troshneva. Insgesamt ging das Spiel 3:0 gegen uns aus. In unserer Halle hieß es dann "Hockey meets Tischtennis". Unsere Hockeyjungs und ein Leichtathlet kamen vorbei, um uns kräftig anzufeuern und machten richtig Stimmung in der ganzen Halle. Das war echt klasse. Einer der Hockeyspieler kommt sogar aus Gelsenkirchen-Buer. Da nehmen 141 Stundenten aus ganz Deutschland teil und da trifft man doch tatsächlich mehrere tausend Kilometer von Deutschland entfernt einen Sportler nicht nur aus der gleichen Stadt, sondern dem gleichen Stadtteil. Unsere Unterstützer blieben noch eine Weile und feuerten unsere TT-Jungs an, die leider gegen die starken Ägypter um den Weltranglisten-57. Omar Assar mit 3:1 verloren. Lediglich Lennart konnte ein Einzel für sich entscheiden. Das Doppel von Alexander Flemming und Lennart, das Einzel von Alex und das Einzel von Hermann Mühlbach gingen verloren. Morgen geht es weiter gegen Estland. Das sollten wir gewinnen und uns somit in das Achtelfinale im Hauptfeld qualifizieren. Am Mittwoch geht es mit dem Doppel- und Mixedwettbewerb weiter. Im Doppel starten Lena mit Yvonne und Lennart mit Alex und im Mixed Lena mit Alex und Lennart und ich.